Landkreis: Stade
Gemeinde: Stade, Stadt
Gemarkung: Stade
Objektgattung: Hort
Bei Bauarbeiten in der heutigen Goebenstraße, am Rande des Schwingetals, auf dem Gelände des ehemaligen Goebenstifts, wurden 1919 in 40-60 Zentimeter Tiefe vier massive Bronzeräder gefunden. Vermutlich handelt es sich um eine kultische Deponierung. Im Umfeld der Fundstelle befanden sich ehemals mehrere bronzezeiltiche Grabhügel.
Neben den Rädern fanden sich zwei massive Bronzenägel, die vielleicht einen Hinweis darauf geben, dass die Laufflächen ursprünglich mit Bronzenägeln beschlagen waren. Nur eines der Räder, die bei den Bauarbeiten mit einer Brechstange geborgen wurden, blieb vollständig erhalten. Zwei wurden restauriert, das vierte wurde rekonstruiert und ist in Einzelteilen konserviert. Jedes Rad wiegt ca. 11,5 Kilo bei einem Durchmesser von 58 Zentimetern. In den hohlen Felgen befinden sich Holzreste, die zeigen, dass die Räder eine Lauffläche aus Eichenholz hatten. Diese war in Form von vier 2-3 Zentimeter breiten, angepassten Brettern mit 24 Nieten an der Felge befestigt. Der hölzerne Felgenkranz ragte 5 Zentimeter hoch über die Felge hinaus. Damit hatten die Räder ursprünglich einen Gesamtdurchmesser von 68 Zentimetern. Die Naben variieren in der Länge zwischen 35 und 37 Zentimeter. Sie weisen im Inneren keinerlei Schleifspuren auf. Bei einem Rad ließ sich anhand von Holzresten eine Holzbuchse nachweisen, in der sich die Achse drehte. Eigentlich sollten die Räder in nur einem Gussvorgang entstehen. Dies gelang jedoch lediglich bei einem Exemplar. Bei den anderen mussten wesentliche missglückte Teile (Nabe, Naben- und Speichenteile) entfernt und nach sorgfältiger mechanischer Vorbereitung im Wachsausschmelzverfahren per Verbundguss nachgegossen werden. Ähnlich wurde auch bei kleineren Fehlstellen verfahren.
Das Kerngebiet der Verbreitung vergleichbarer Räder liegt in Südfrankreich. Nach einem Fundort im Département Deux-Sèvres spricht man von der sogenannten „Coulon Gruppe“. In der Regel wurden nur zwei Räder gefunden. Da skandinavische Felszeichnungen der Bronzezeit ebenfalls nur zweirädrige Wagen zeigen, ist unklar, ob die Stader Räder womöglich für zwei Wagen gedacht waren. Weiterhin stellt sich die Frage, ob es sich um Importe handelt oder ob die Räder in unserer Region hergestellt wurden. Woher stammten in diesem Fall die großen Rohstoffmengen, und durch welche Kontakte wurden die Stader Bronzegießer zur Herstellung dieser großartigen Funde inspiriert? Groß ist bisher auch die Bandbreite der vorliegenden Datierungen. Die Stader Räder sind bislang die ältesten Funde. Die Zeitspanne reicht von ca. 1000 – 700 v. Chr.